ROAD WITHOUT SHOULDERS . Autobahn ohne Seitenstreifen Foto Essay aus Israel Es ist eng, es ist heiß, alles ist auf der Straße. Man kann nicht anhalten … man darf nur vorwärts … Und was mir auf dem Weg begegnete, nahm ich auf. Authentisch präsentiert sich alles auf dem Weg – hautnah zu spüren, zu riechen, zu hören, zu sehen, anzufassen. Banale Augenblicke, die mir die offensichtlichen und verborgenen Gefühle, Glauben und Hoffnungen der einzelnen Menschen offenbarten. Wertvolle Augenblicke der Ruhe, des Nachdenkens, der Freude, des Schreckens. Bestandteile des Lebens, so klein, so uninteressant, wie sie keiner zu schätzen vermag. Das Leben läuft weiter ungestört, ohne dass die Menschen dem kleinen Augenblick eine besondere Aufmerksamkeit schenken. Nah dran erlebte ich sie – geheim, verwandt, gesichtslos, menschlich – so, wie sie immer sind. Die Bilder sind im Sommer 2014, zum größten Teil in Jerusalem und Bethlehem entstanden. Mein Wunsch, die schon-da-gewesene Stimmung mit meiner Anwesenheit nicht zu beeinträchtigen und dadurch die Menschen in ihrem natürlichsten Zustand festzuhalten, hat mich zu dem Experiment gebracht, laufend zu fotografieren, ohne die gewählten Motive durch die Kamera sehen zu können. Bewusst hatte ich die Kamera nicht vor dem Auge, sondern fotografierte ich aus der Hand.
Foto-Essay aus einem Balkandorf Auf einer Reise durch den Balkan ging unser Auto kaputt und die Zeit, während der Reparatur, durften wir bei einer gastfreundlichen Familie verbringen, die uns einen Einblick in ihren Alltag schenkte. Eine sehr alte Oma bat mich, sie zu fotografieren. Das wäre vielleicht ihr letztes Foto, meinte sie. Sehr bewegt von ihrem Wunsch, machte ich das Foto. Sie war sehr gesprächig. Wer weiß, ob überhaupt Fremde in diesen Ort kommen. Sie fing an, die Geschichte ihres Lebens zu erzählen. Sie wurde in Bulgarien, in eine sehr, sehr arme Familie, hineingeboren. Der Vater musste sie als Magd verkaufen, damit die Familie etwas zu Essen hat. Sie kam zu einer Familie in Istanbul – Gott sei Dank, einer warmherzigen Familie, sagte sie. Trotz ihrer Haushaltspflichten, wurde sie wie eine eigene Tochter behandelt und erhielt eine Ausbildung. Ein paar Jahre später entließ sie ihr Vater und sie kehrte zurück nach Bulgarien. Sie heiratete und gründete eine eigene Familie. Seitdem lebt sie in diesem Dorf. Ihr eigenes Foto wollte sie weder haben noch sehen.